Die Kirchberger Schützengeschichte

(Auszüge)

Mit freundlicher Genehmigung des Autors Johannes Decker    

Die Geschichte der sächsischen Schützengesellschaften reicht bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts zurück. War  zum Gebrach des Spießes, der gewöhnlichen Waffe der damaligen Zeit, keine besondere Ausbildung nötig, so wurde für den Gebrauch der Schußwaffen Bogen oder Armbrust eine entsprechende gefordert.  In Dresden benutzte ein Teil der Schützengesellschaft schon Anfang des 16. Jahrhunderts das Feuerrohr, aber erst 1549 trennten sich beide Gruppen in Armbrust- und Büchsenschützen.

Kirchbergs bekanntester Chronist, Anton Bär(1827-1908) war überzeugt, daß das Schützenwesen bereits im 16.Jahrhundert in der Stadt heimisch gewesen ist. (Auszüge aus der Zeitung „Kirchberger Buntgewebtes“ die freundlicher Weise von Eberhard Colditz zur Verfügung gestellt wurde, werden folgen).

Zu jener Zeit zogen die mit Seitengewehren ausgerüsteten Tuchknappen jährlich einige Male zum Quirlsberg, wo sie an oder auf demselben mit der Armbrust nach dem Vogel auf hoher Stange schossen, zuweilen auch ein Gesellenstechen abhielten.

Die erste urkundliche Erwähnung der Kirchberger Schützen fällt in das 18. Jahrhundert, obwohl der Heimatforscher C. Bräuer (1927) „den Tuchmachern das tragen von Sporn und Degen“ in der Zeit des 30jährigen Krieges bestätigt. Ein Mandat des Kurfürsten Friedrich August II von 224. April 1734 gewährt den bestehenden und neu zu gründenden Schützengesellschaften „besondere Freiheiten und Regalien(königliche Rechte)“ und ist der Anstoß vieler Neugründungen von Schützengilden in Sachsen.

Das erste Lebenszeichen der Kirchberger Schützengesellschaft ist spektakulär.

Am 19. Dezember 1777 geht eine behördliche Beschwerde des Amtmanns Friedrich Wilhelm Coith, oberster Staatsdiener der Herrschaft Wiesenburg, an seinen Landesherren Kurfürst Friedrich August III. den Gerechten nach Dresden. Er beschwert sich über die Kirchberger Schützen, die mit viel Lärm durch Trompeten und Pauken seit einigen Jahren schon öffentliche Vogelschießen durchführen, ohne dazu berechtigt zu sein. Sie haben sich noch nicht zu einer von der Obrigkeit abgesegneten Gilde konstituiert.

Da der Rat der Stadt Kirchberg dieses Treiben stillschweigend geduldet hatte, ging man auch gegen diesen ernsthaft vor. Der Rat der Stadt bat darum, die leidliche Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen und ersuchte gleichzeitig um die Konzession für derartige Veranstaltungen. Am 27.November 1778 wurde in Dresden beiden Gesuchen entsprochen und die Konzession für eine Schützengilde mit allen ihren Veranstaltungen von staatlicher Seite erteilt.

Amtmann Coith erhält aus Dresden folgendes Schreiben:

„Lieber Getreuer“!

Wir haben auf Deine, in der wider einige Einwohner zu Kirchberg wegen eines, ohne vorgängige Concession gehaltenen Vogelschießens, anhängige Denunciationssache untertänigst erstatteten Berichts die von denen Denunciaten eingewandte Apellation rejiciret, tragen auch denen Denunciatendie gebetene concession zu erteilen. Bedenken. Begehren jedoch, Du wollest mit fernerem Verfahren wider dieselben anstehen. Mochtens Dir nicht bergen und geschieht daran unsere Meinung.

Dresden, den 27.November 1778 J.V. von Hopfgarten“

Das ist im sächsischen Bürokratendeutsch die Legalisierung der schon seit Jahrzehnten illegal abgehaltenen Vogelschießen und Bestätigung der ebensolange existierenden lockeren Organisation von Schützen. Das ist sicher, denn auf dem Teubertsberg, ist um 1790 eine Vogelstange in einem alten Stadtbuch nachgewiesen.

Als Gründungstag wird jedoch der 5.Februar 1779 gefeiert. Das geht aus einem Zeitungsbericht vom 10. Februar 1869 hervor, der ein Stiftungsfest mit hochrangigen Gästen beschreibt.

Wie aus einer Rechnung von 1802 zu ersehen, wurde 1801 das alte Schützenhaus erbaut, welches nach dem Umbau des neuen Schützenhauses im Jahre 1893 vollständig abgebrochen wurde.

1811:

Die Schützen wurden uniformiert und das militärische Reglement einschließlich seiner Rangordnung und Dienstgrade exakter gehandhabt. Diese Wende war so gravierend, daß man 50 Jahre später das Vogelschießen von 1861 mit einem Jubelfest anlässlich der 50jährigen Uniformierung eine Woche lang feierte.

Artikel wird demnächst fortgesetzt!

Fotos vom Quirlsberger Vogelschießen